Viele Inhaber kleiner und mittelständischer Elektrohandwerksbetriebe glauben: „Ein Organigramm brauchen nur große Firmen.“ Doch genau diese Annahme kostet jeden Tag Zeit und Nerven – und im schlimmsten Fall gute Mitarbeiter.
Wer Struktur im Elektrohandwerk schaffen will, kommt um ein klares Organigramm nicht herum. Es zeigt auf einen Blick, wer wofür verantwortlich ist, und entlastet damit Führungskräfte spürbar im Alltag.
Struktur motiviert – Mitarbeiter wollen Klarheit
Laut den Ergebnissen einer Umfrage der Unternehmensberatung Heckner gemeinsam mit der de, zählt eine "klare Unternehmensstruktur" zu den drei wichtigsten Motivationsfaktoren im Handwerk. Mitarbeiter wollen wissen:
Wer ist für was zuständig?
Wer entscheidet in welchem Bereich?
Welche Aufgaben liegen bei mir – und welche nicht?
Ein professionell erstelltes Organigramm gibt Orientierung, fördert die Eigenverantwortung und verhindert unnötige Rückfragen oder Konflikte. Wenn Strukturen fehlen, entstehen Missverständnisse, Reibungsverluste – und im schlimmsten Fall Demotivation und Kündigungen.
Organigramm erstellen – was es wirklich zeigt
Ein häufiger Irrtum: Das Organigramm zeigt, wer mit wem sprechen darf. Tatsächlich bildet es ab, wer wessen Vorgesetzter oder Mitarbeiter ist – also, wer welche Verantwortung trägt.
Ein gut erstelltes Organigramm hilft dabei, Entscheidungswege zu verkürzen und die Verantwortung sinnvoll zu verteilen. Es macht Abhängigkeiten sichtbar und zeigt, wo Führung gebraucht wird – und wo Mitarbeiter selbstständig agieren können.
Ergänzend wichtig: Stellenbeschreibungen
Ein Organigramm allein reicht nicht. Jede Funktion im Unternehmen sollte durch eine Stellenbeschreibung ergänzt werden, die folgende Punkte klärt:
Was ist das Ziel der Stelle?
Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten gehören dazu?
Welche fachlichen und persönlichen Kompetenzen sind notwendig?
Dabei genügt eine Beschreibung pro Funktionsgruppe – zum Beispiel für Monteure, Projektleiter oder kaufmännische Leitung.
Wichtig ist: Die Beschreibung sollte beim Chef anfangen. Denn nur so wird klar, welche Aufgaben nicht beim Chef landen sollten – etwa Freigaben für Büromaterial oder Rückfragen zu alltäglichen Entscheidungen.
Eingruppierungshilfe: Klarheit für Entwicklung und Vergütung
Ein oft unterschätztes Werkzeug neben Organigramm und Stellenbeschreibung: die Eingruppierungshilfe. Gerade im Elektrohandwerk sind tarifliche Vorgaben oft zu vage. Eine betriebsinterne Eingruppierungshilfe sorgt für Transparenz:
Welche Fähigkeiten braucht ein Mitarbeiter für die nächste Lohngruppe?
Welche Leistungen werden erwartet?
Welche Entwicklungsschritte sind möglich?
Typische Kriterien sind z. B. selbstständiges Aufmaß, Angebotskalkulation oder Messdokumentation. Diese Transparenz fördert nicht nur Motivation, sondern auch das Vertrauen ins Unternehmen.
Die Eingruppierungshilfe kann offen im Unternehmen ausgehängt werden, denn so erkennt jeder Mitarbeiter auf einen Blick, welche Leistungsanforderungen er erfüllen muss, um in die nächsthöhere Lohngruppe aufzusteigen. Der Bayerische Landesinnungsverband stellt hierfür eine hilfreiche Vorlage zur Verfügung, die eine gute Grundlage bietet.
Wichtig ist jedoch: Die Eingruppierungshilfe sollte gemeinsam mit den Mitarbeitern individuell auf die betrieblichen Abläufe und Anforderungen abgestimmt werden. Wird der Anforderungskatalog im Dialog entwickelt, steigt nicht nur die Akzeptanz – er wird auch als fair und motivierend wahrgenommen. Das stärkt die Eigenverantwortung im Team und zahlt direkt auf eine klare Struktur im Elektrohandwerk ein.
Das Resultat: Weniger Stress für den Chef durch Strukturen im Unternehmen
Wer kein Organigramm erstellt, läuft Gefahr, alles selbst machen zu müssen. Einblicke aus der Praxis zeigen:
Tägliche Rückfragen zu Kleinigkeiten
Azubis fragen den Chef, weil niemand sonst verantwortlich ist
Angebote bleiben liegen, weil der Chef zu viel operativ eingebunden ist
Ohne klare Strukturen wird der Chef zum Flaschenhals – und der Betrieb bleibt hinter seinem Potenzial zurück.
Von der Theorie in die Umsetzung: Der Weg zur funktionierenden Organisation
Ein Organigramm zu erstellen ist der erste Schritt zu einer funktionierenden Betriebsorganisation – nicht das Ziel. Entscheidend ist, die Struktur mit Leben zu füllen:
Stellen klären
Verantwortlichkeiten zuweisen
Entscheidungen delegieren
Genau dabei unterstützt der Online-Kurs „Erfolgreich Unternehmen führen“ von Ulrich C. Heckner. Darin lernst du Schritt für Schritt, wie du dein Unternehmen strukturierst – mit Vorlagen, Videos und konkreten Arbeitsmaterialien.